RAM100K – Rhein-Ahr-Marsch 2018

Heute probiere ich mal was Neues. 24 Stundenwanderungen hab ich ja schon einige gemacht, aber noch nie mehr als 80 km. Das soll sich heute ändern. Heute stehen 100 km auf dem Programm. Start und Ziel in Rheinbach bei Bonn. Heute Abend um 20:00 Uhr geht es los.

Zuerst geht es rüber nach Bonn, dann den Rhein runter bis Remagen. Dann die Ahr hoch bis Altenahr und am Schluss zurück nach Rheinbach.

Die Ruhe vor dem Sturm

HuBuT meets RAM100

Vor lauter Aufregung bin ich einige Stund zu früh hier

Langsam wird es ernst

Pünktlich um 20:00 Uhr sind wir in Rheinbach los marschiert. Der WDR hat uns auf die Reise geschickt. Ich gehe die Tour recht schnell an. Es macht richtig viel Spaß. Um 01:45 Uhr bin ich schon in Bonn Plittersdorf bei km 32. So kann es weiter gehen. Noch 100 Meter und ich sehe den Rhein.

Um 03:15 km habe ich Kilometer 39,5 erreicht. Mein Tempo ist deutlich langsamer geworden. Eine erste Blase ist geplatzt und weitere machen sich bemerkbar. Sowas hatte ich ja noch nie.

05:30 Uhr – Halbzeit. 50 km sind geschafft. Es gibt Frühstück in Remagen.

Das Frühstück. Eigentlich habe ich überhaupt keinen Hunger. Aber irgendwas muss rein.

10:20 Uhr-Walporzheim. Km 70. Hier müssen wir durch Weinkeller durch. Dort stehen auch die antialkoholischen Getränke zum Auffüllen der Flaschen. Langsam wird es warm.

Im Hof der Weinkellerei döse ich mal 45 Minuten und verlasse das gastliche Gut gegen 11:25 Uhr. Hier beginnt auch der Kampf gegen mich selbst. Heute Morgen, beim Verlassen der 50 km-Marke hatte ich einige Minuten Startschwierigkeiten, aber dann war es wieder ok. Aber jetzt geht es auf Trails mit stetem Auf und Ab. Seit km 33 habe ich erste Blasen und jetzt sind sie an beiden Ballen vorhanden. Die Schuhe ziehe ich jedenfalls bis zum Schluss nicht aus, sonst ist direkt Schluss. Bei noch keiner meiner bisherigen 24-Stunden-Wanderung hatte ich jemals eine Blase. Das ist diesmal echt ungewöhnlich.

Im Hof der Weinkellerei. Nach 15 Stunden und 69 Kilometern wurden fast 93.000 Schritte gemacht.

Bis Dernau folgt nun ein toller, schmaler Pfad. Weiter, bis nach Rech ist man wieder am Talgrund. In Rech geht es dann sehr steil bergauf. Teilweise auf luftigem Steig geht es hinüber bis nach Mayschoss. Insgeheim hatte ich schon damit gerechnet, dass dies schon ein Teil des Anstiegs, hoch nach Rheinbach gewesen ist. Aber der jähe Abstieg hinab in den Ort belehrt mich eines Besseren. In Mayschoss, am Startpunkt der 22 km-Strecke, gibt es dann eine weiter Essenstation und zum  x-ten Male fülle ich meine 1,5 Ltr-Flasche auf. Unglaublich, was man an Flüssigkeit in sich hineinschüttet.

Mein Motto für den Rest des Tages, beim Verlassen von Rech

Kurz vor Mayschoss

Somit sind jetzt 78 km bewältigt. Den Rest sollte ich jetzt auch noch schaffen. Bald habe ich den zweiten Marathon am Stück beendet, das beflügelt, wenn auch nur den Geist, die Füße jedenfalls nicht mehr.

Es geht weiter am Talgrund der Ahr entlang, sogar für mich wieder auf der falschen Seite. Zum Aufstieg müssen wir auf die andere Seite und zu meinem Erschrecken beginnt ein neuer Aufstieg dieser “falschen” Seite. Und der fällt recht heftig aus. Aber was muss ich hier erkennen, es kommt eine Brücke, hoch über der Ahr und verschwindet auf der anderen Seite direkt in einem Tunnel und nach wenigen Metern stehe ich kurz vor Altenahr. Eine wirklich tolle Gegend. Jetzt ist die richtige Seite der Ahr erreicht und nach der Verpflegungsstelle am Bahnhof in Altenahr steigt der Weg unerbitterlich nach oben und das viel höher als erwartet.

Es geht hoch nach Kalenborn, durch endlose steile Waldwege, km 87,2. Hier wird uns leichtsinnigerweise gesagt, der höchste Punkt sei erreicht. Ich denke mir, naja, dann jetzt eben hinüber nach Rheinbach. Denkste!!!

War zwar der höchste Punkt aber es geht weiter auf und ab, zum Teil durch recht steile Bachtäler über Hilberath in den Hilberather Forst.

In Hilberath dann eine weitere Verpflegungsstelle bei km 90,5 und im Forst bei km 95 nochmals Wasser.

Von meinem anfänglichen 9-Minuten Schnitt pro Kilometer ist schon lange nichts mehr zu spüren. Diesen bin ich bis weit in die Nacht gegangen. Mittlerweile bin ich bei einem knapp 15er Schnitt. Also nur noch gut 4 Kilometer die Stunde. Zum Glück war ich zu Beginn recht schnell unterwegs, sonst hätte mich schon lange der Besenwagen aus dem Verkehr gezogen.

Und endlich….

Es ist fast geschafft. Ich aber auch. Die letzten 20 Kilometer waren echt zäh.

Und ich bin noch lange nicht der Letzte. Es laufen, selbst als ich mit dem Duschen fertig bin, noch immer Wanderer ein. Das Duschen war aber ein echter Eiertanz. Die Blasen, eigentlich sind es nur zwei, an jedem Fuß eine, erstrecken sich von den Zehen über die kompletten Ballen. Bilder erspare ich mir hier !

Nach dem Duschen wackele ich aus dem Keller an die Essentheke. Eine Wurst und zwei Radler. Noch ein Gespräch mit Wanderern und Verantwortlichen. Ich bedanke mich für die vorzügliche Organisation und bin um die Erfahrung reicher geworden, dass ich auch mal mit Blasen zu Kämpfen habe. Bisher waren es immer nur die anderen.

Ich verkrieche mich in mein Auto und während ich versuche noch etwas in den Blog zu schreiben, bin ich tief und fest eingeschlafen. Nachts findet auf dem Parkplatz eine Party von Jugendlichen statt. So verlagere ich meinen Schlafplatz, wie auch ein weiterer Autoschläfer nebenan zum Parkplatz des Monte Mare.

Gegen fünf Uhr werde ich wach und fahre entspannt zurück nach Laubach. Dort werden dann die Blasen behandelt und nachmittags bin ich schon wieder so fit, dass ich eine Runde mit dem Rad drehe. Muskelkater habe ich absolut keinen und ich muss feststellen, wie wichtig die untersten 2 mm des Körpers sind.

Mal gucken, wie ich mit dieser Erfahrung weiter umgehe und ob ich mich nochmals aufrappeln kann für einen 100er. Spaß hat es jedenfalls gemacht und im Abstand von einem Tag betrachtet, übertrifft die Freude den Schmerz.

Es war auch eine Staubschlacht.

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